Die Hafenbehörde von Venedig hat gemeinsam mit ihrer Tochterfirma APV Investimenti und dem Kommissar für Kreuzfahrten einen Vorvertrag zum Erwerb eines 10 Hektar großen Geländes in Porto Marghera unterzeichnet. Das Grundstück, das derzeit im Besitz der Società Intermodale Marghera srl ist, liegt am Nordufer des Kanals auf der Makroinsel 1 und wird künftig zwei Anlegestellen für Passagierschiffe von bis zu 300 Metern Länge beherbergen. Der Kaufpreis beträgt rund 16 Millionen Euro. Es entsteht also ein neuer Kreuzfahrthafen in Venedig. Ab 2027 kommen nun noch größere Schiffe nach Venedig. Wir haben darüber berichtet: Ziel sind größere Kreuzfahrtschiffe in Venedig.
Neuer Kreuzfahrthafen in Venedig
Der Vertrag sieht vor, dass jede der beteiligten Parteien – die Hafenbehörde, der Kreuzfahrtkommissar und APV – einen Teil des Geländes erwirbt, um spezifische Projekte zu realisieren. Diese Projekte sollen zur nachhaltigen Entwicklung des Kreuzfahrttourismus in Venedig beitragen und liegen im Zuständigkeitsbereich der jeweiligen Organisationen.
Neuer Terminal und Anlegestellen
Bereits abgeschlossen ist das technisch-wirtschaftliche Machbarkeitsprojekt für den neuen Passagierbahnhof. Ab der Kreuzfahrtsaison 2027 sollen zwei Anlegestellen zur Verfügung stehen, die nach dem Vorbild der bereits 2022 in Betrieb genommenen temporären Liegeplätze gestaltet werden. Ein neues Terminal, das zur Saison 2028 eröffnet werden soll, wird auf einer Fläche von 12.000 Quadratmetern entstehen. Es wird Einrichtungen zur Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen, Ankunftshallen und Grenzkontrollbüros umfassen. Die Gesamtkosten für dieses Bauvorhaben werden auf 67 Millionen Euro geschätzt.
Weiterer Ausbau und Planung
Das Maritime Works Engineering Consortium wird ab dem 15. Juli mit der endgültigen Planung und Umweltverträglichkeitsprüfung der beiden Anlegestellen und der Passagierstation beginnen. Dazu gehören auch notwendige Erhebungen und Untersuchungen, die Ausführungsplanung sowie die Bauleitung und Sicherheitskoordination. Der Auftragswert hierfür beläuft sich auf 5,2 Millionen Euro. Zudem plant APV die Errichtung eines 40.000 Quadratmeter großen Parkplatzes, der hauptsächlich für Kreuzfahrtgäste vorgesehen ist.
Elektrifizierung und Finanzierung
Parallel dazu hat die Hafenbehörde den Bau von Anlagen zur Elektrifizierung des Kais an Nbi spa (Webuild Group) vergeben. Diese Maßnahmen, die bis 2026 abgeschlossen sein sollen, haben einen Wert von 18,5 Millionen Euro und werden über den Next Generation EU-Fonds finanziert. Insgesamt werden 52,6 Millionen Euro für die Elektrifizierung und Infrastrukturentwicklung im nördlichen Kanalgebiet und im Marittima-Gebiet bereitgestellt.
Zukunft der Kreuzfahrten in Venedig
Fulvio Lino Di Blasio, Kommissar für Kreuzfahrten und Präsident der Hafenbehörde, betont die Bedeutung dieser Maßnahmen: „Wir setzen das Dekret 103/2021 um und gestalten die Zukunft nachhaltiger Kreuzfahrten in Venedig.“ Der Erwerb des Geländes sei ein wichtiger Schritt zur Umsetzung eines langfristigen Programms für den Passagiersektor und zur Förderung der Arbeit im Hafengebiet. Die Investitionen in die Infrastruktur und die Planung der neuen Liegeplätze seien zentrale Bestandteile dieses Programms.
Der Ideenwettbewerb, die Machbarkeitsstudie und die Umweltverträglichkeitsprüfung für die Wartungsgrabung des Vittorio Emanuele-Kanals werden fortgeführt. Diese Projekte sollen den nachhaltigen Ausbau und die Modernisierung der Hafeninfrastruktur weiter vorantreiben und die Umweltverträglichkeit sicherstellen.
Venedig setzt somit klare Zeichen für eine zukunftsorientierte und umweltfreundliche Entwicklung des Kreuzfahrttourismus, die sowohl wirtschaftliche als auch ökologische Ziele berücksichtigt.
Kritik an der Entwicklung
Einerseits betont das „offizielle Venedig“ immer und immer wieder, dass der Massentourismus eingedämmt werden soll. Mit den aktuell laufenden Tests für Eintrittsgebühren soll diese Anschein auch weiter aufrecht gehalten werden. Doch auf der anderen Seite entwickelt Venedig wieder einen noch größeren Kreuzfahrthafen bei dem Schiffe von bis zu 300 Metern länge anlegen können. Dies bedeutet wiederum 6.000 Passagiere pro Schiff, die auf einmal über die Stadt einfallen, dort kaum konsumieren (zumeist all-inclusive versorgt auf dem Schiff) und auch sonst, außer Müll, wenig in der Stadt lassen. Der Hafen gehört der Aktiengesellschaft VTP, Venice Terminal Passeggeri, dessen Mehrheitseigner die Kreuzfahrtgesellschaften sind. Dass diese die Pläne voran treiben, ist klar. Aber dass die Stadtführung von Venedig diese Schritte mitgeht, ist leider bezeichnend für die tatsächlichen Interessen die dahinter stecken.