Welcome to Veniceland

Der 25. April markiert in Italien nicht nur die Befreiung vom Faschismus, zukünftig wird dieser Tag auch noch wegen einem anderen Meilenstein der Geschichte in Erinnerung bleiben. Es ist der Tag, von dem an in Venedig eine Eintrittsgebühr verlangt wird. Welcome to Veniceland! Ein Kommentar von Venedig Magazin Herausgeber Christoph Thür.

Welcome to Veniceland

Dass Venedig etwas gegen den Massentourismus unternehmen muss, ist unbestritten. In einem Videokommentar habe ich einmal die Einführung von Eintrittsgeld für Venedig begrüßt. Es spricht auch meiner Meinung nach nichts dagegen, von Tagestouristen zum Erhalt der Stadt einen Beitrag einzufordern. Denken wir nur an die Massen die gleichzeitig von einem Kreuzfahrtschiff in die Stadt einfallen, oder die vielen Tagesgäste die von Punta Sabbioni oder Chioggia aus per Vaporetto nach Venedig kommen. Verlangt man von diesen Gästen jeweils fünf Euro, setzt dieses Geld für die Reinigung und Instandhaltung der Stadt ein, so kann dies durchaus ein sinnvoller Beitrag sein. So auch meine damaligen Gedanken im Videobeitrag.

Keine Besucherobergrenze

Die Einführung der Eintrittsgebühr nach Venedig wurde mehrmals verschoben. Erst als die UNESCO drohte, Venedig auf die Liste der gefährdeten Welterbe zu setzen, kam Bewegung in das Spiel. Eilig wurde das Eintrittsgeld beschlossen. Man könnte glauben, Venedig meint es nun ernst mit der Eindämmung des Massentourismus. Die UNESCO hat daraufhin Venedig nicht auf die Rote Liste gesetzt. Nur wenige Tage später ging die Meldung durch die Medien, dass bis 2027 noch größere Kreuzfahrtschiffe in Venedig erwartet werden. Wir haben darüber berichtet: Kreuzfahrtschiffe kehren bis 2027 nach Venedig zurück

Nach und nach wurde klar, die handelnden Regierungspolitiker von Venedig scheinen es absolut nicht ernst zu meinen, den Massentourismus einzudämmen. Dieser wird munter weiter gefördert und genau in diesem Sinne, wurde auch das Eintrittsgeld gestaltet. Der Betrag von fünf Euro klingt geradezu lächerlich, um solch einen großartigen Schatz wie Venedig zu besichtigen. Dieser Betrag wird wohl kaum Besucher davon abhalten, nach Venedig zu fahren. Das hat man kürzlich eindrucksvoll gesehen, als die Vaporettopreise gehörig angehoben wurden. Die Besuchermassen kommen trotzdem. Und ohne einer Besucherobergrenze ist dies ganz offensichtlich nur ein weiterer Versuch, Geld zu verdienen.

Problematisch für Einwohner

Doch wirklich problematisch ist die Einführung der Eintrittsgebühr für die Einwohner von Venedig. Denn diese müssen ab sofort JEDEN Besucher registrieren, der zu ihnen kommt. Diese sind zwar von der Zahlung der Gebühr befreit, was bleibt ist ein massiver Einschnitt in die Privatsphäre. Solche Maßnahmen lehne ich persönlich entschieden ab, auch die meisten Venezianer denken so. So haben sich schon mehrere Protestbewegungen formiert. Ein Teil wird am heutigen Einführungstag lautstark demonstrieren, viele werden sich jedoch auch in zivilem Ungehorsam üben. Eine weitere Möglichkeit ist auch die Unterschrift auf der Plattform „Free Venice From Ticket“ zu leisten. Wir haben darüber berichtet: Protest gegen die Eintrittsgebühr für Venedig formiert sich Diese Möglichkeit haben schon einige Bewohner von Venedig genutzt, wird aber auch von viel Prominenz unterstützt. So hat beispielsweise Donna Leon unterzeichnet, oder auch die bekannte Journalistin Petra Reski. Auch ich habe selbstverständlich schon meine Unterschrift unter diese Punkte gesetzt und stehe vollinhaltlich zu dem auf der Seite vertretenen Inhalten.

(M)ein Fazit

Wenn man wirklich ein Interesse daran hätte, den Massentourismus in Venedig einzuschränken, findet man auch Möglichkeiten. Klar ist eine davon ein Eintrittsgeld zu verlangen oder einfach die öffentlichen Verkehrsmittel teurer zu machen. Aber wenn man im gleichen Atemzug den Kreuzfahrttourismus ausbaut, so vermisse ich hier schon die Ernsthaftigkeit dahinter. Ein Eintrittsgeld, so wie es mit heute eingeführt wurde, gepaart mit Einschränkung der Privatsphäre und der Bewegungsfreiheit der Venezianer, ist entschieden abzulehnen! Denn Venedig ist kein Freizeitpark, nicht Veniceland, nicht das Disneyland. Venedig ist eine bewohnte Stadt und kein Museum. Denn die Bewohner der Stadt sind das Herz von Venedig. Daher volle Solidarität mit den Venezianern und eine klare Ablehnung der Eintrittsgebühr und Registrierungspflicht, wie sie heute eingeführt wurde!

Christoph Thür, Herausgeber Venedig Magazin

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