Venedig, Rätsel um 20.000 Geistertouristen

Ein neues Kontrollsystem in Venedig gibt nach Auswertung dessen den Verantwortlichen in Venedig ein Rätsel auf. Neuerdings werden anonymisiert die Mobilfunkdaten der Nutzer ausgewertet. Anhand der Vorwahlen kann man relativ gut zuordnen, aus welchem Land die jeweiligen Handynutzer sind. Kinder ohne Mobiltelefon und natürlich Besucher die ihr Telefon ausschalten, können nicht erfasst werden. Und doch geben die Zahlen den Behörden große Rätsel auf.

Was ist passiert?

Es gibt offizielle Zahlen von gemeldeten Betten. Dies sind 81.849 verfügbare Betten in Venedig. Davon betreffen 32.562 Hotelbetten und 49.287 Nicht-Hotelbetriebe. Also Pensionen und Vermieter von Ferienwohnungen (bspw. Airbnb). Davon sind in der historischen Altstadt von Venedig 18.898 Hotelbetten und 40.491 Airbnb-Betten offiziell gemeldet. Das Problem ergibt sich allerdings aus der Auswertung der Handydaten. Denn diese haben ergeben, dass über die Osterfeiertage bis zu 101.000 Nächtigungsgäste in Venedig verweilten.

Der Verdacht liegt also nahe, dass sich hier einige ein steuerfreies Zusatzeinkommen schaffen und zahlende Gäste nicht anmelden und das daraus erzielte Einkommen nicht versteuern. Die Finanzpolizei hat angekündigt, die Kontrollen zu erhöhen.

Gegenmaßnahmen

Neben den angekündigten verstärkten Kontrollen durch die Finanzpolizei, soll auch das zukünftige Buchungssystem hier gegensteuern helfen. Denn entweder kann man sich als Hotelgast ausweisen, oder man hat die Reservierung in der Tasche bzw. ab 2023 auch die Tagesgebühr entrichtet. Einwohner sind natürlich weiterhin von diesen Maßnahmen ausgeschlossen.

Kritik

Kritiker am Buchungssystem und auch am Eintritt für Venedig ab 2023 werfen der Stadtführung vor, am eigentlichen Problem vorbei zu entscheiden. Denn überfüllt sind ohnehin nur die bekannten Hotspots wie der Markusplatz und die Rialtobrücke bzw. alles was dazwischen liegt. In den umliegenden Bezirken findet man immer, auch in der absoluten Hochsaison, genügend leere Gassen und freie Plätze. Es würde also laut den Kritikern ausreichen, ein Zutrittssystem bzw. Besucherobergrenzen für die bekannten Hotspots einzuführen. Es werden also noch viele Vaporetti den Canal Grande entlang fahren, bis es hier tatsächlich zu einer Lösung kommt. Einigkeit scheint bisher noch nicht gegeben zu sein.

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