Großangelegte Aktion der Finanzpolizei führt zu Korruptionsvorwürfen gegen Bürgermeister Brugnaro und Stadtrat Boraso. Es gibt Ermittlungen auch gegen den Bürgermeister von Venedig. Wir haben bereits vorab darüber berichtet: Korruption in Venedig – Stadtrat in Untersuchungshaft
Ermittlungen auch gegen den Bürgermeister von Venedig
Ein Großaufgebot der Finanzpolizei in Venedig hat zu weitreichenden Ermittlungen geführt, die sowohl den Bürgermeister Luigi Brugnaro als auch mehrere weitere Beamte und Unternehmer betreffen. Die von der Staatsanwaltschaft Venedig koordinierte Operation umfasst Durchsuchungen und Maßnahmen gegen zahlreiche Personen aus dem öffentlichen und privaten Sektor.
Umfangreiche Untersuchungen und Durchsuchungen
Seit den frühen Morgenstunden durchsuchte die Finanzpolizei diverse Orte im Rahmen der Ermittlungen, die von Bruno Cherchi, Staatsanwalt der Republik Venedig, geleitet werden. Unter den Verdächtigen befindet sich auch Bürgermeister Luigi Brugnaro, der im Zusammenhang mit der sogenannten Pili-Affäre ins Visier der Behörden geraten ist.
Stadtrat Boraso unter Korruptionsverdacht
Renato Boraso, Stadtrat für Mobilität und Verkehr, wurde aufgrund einer langen Reihe von Korruptionsvorwürfen in Untersuchungshaft genommen. Staatsanwälte Roberto Terzo und Federica Baccaglini hatten Vorsichtsmaßnahmen gegen 17 weitere Personen beantragt, von denen Richter Alberto Scaramuzza einige genehmigte. Neben Boraso wurde auch Fabrizio Ormenese, ein Bauunternehmer von der Brenta Riviera, inhaftiert.
Vorwürfe gegen Boraso
Boraso wird beschuldigt, im Zusammenhang mit dem Verkauf des Palazzo Papadopoli korrupt gehandelt zu haben. Der Wert des Palastes wurde von 14 Millionen auf knapp über 10 Millionen Euro gesenkt, was dem interessierten Käufer Ching Chiat Kwong zugutekam. Im Gegenzug soll Boraso 73.200 Euro in Form von angeblichen Beratungsleistungen von der Firma Stella Consulting erhalten haben, die ihm sowie seiner Frau gehört. Diese Beratungstätigkeit wurde jedoch laut Staatsanwaltschaft nie tatsächlich durchgeführt.
Hintergründe zu Renato Boraso
Renato Boraso, ein 54-jähriger Unternehmensberater aus Mestre, ist seit 2020 erneut im Stadtrat tätig. Seine politische Karriere begann in den 1990er Jahren bei Forza Italia. Von 2005 bis 2010 war er Stadtratspräsident und von 2010 bis 2014 Präsident der Haushaltskommission.
Operation Park 4.0 und weitere Vorwürfe
Ein weiterer strittiger Fall, in den Boraso verwickelt ist, betrifft die Operation Park 4.0. Bei dieser geht es um den Bau eines Parkplatzes am Flughafen Marco Polo geht. Hier soll Boraso 80.000 Euro vom Unternehmer Nievo Benetazzo erhalten haben. Damit soll er eine Änderung des Masterplans erwirken, die den Bau des Parkplatzes ermöglichte.
Ermittlungen gegen den Generaldirektor von Actv
Die Untersuchungen erstrecken sich auch auf Verträge der städtischen Verkehrsgesellschaft Actv. Gegen deren Generaldirektor Giovanni Seno wurde eine restriktive Maßnahme beantragt, die jedoch vom Ermittlungsrichter abgelehnt wurde. Dennoch wird gegen Seno weiterhin ermittelt.
Weitere Maßnahmen
Richter Scaramuzza ordnete Hausarrest für mehrere weitere Personen an, darunter Matteo Volpato, Fabrizio Salis und Alessandra Bolognin. Zudem wurde ein zwölfmonatiges Verbot, geschäftliche Tätigkeiten auszuüben sowie leitende Positionen in Unternehmen zu bekleiden, gegen folgende Personen verhängt: Gaetano Castellano, Stefano Comelato sowie weitere Verdächtige. Die Ermittlungen und die daraus resultierenden Maßnahmen werfen ein Schlaglicht auf die tief verwurzelten Probleme in der venezianischen Verwaltung und Wirtschaft. Sie markieren einen bedeutenden Schritt im Kampf gegen Korruption und Amtsmissbrauch in der Region.
Bild:
Quelle | https://www.comune.venezia.it/it/content/02122021-incontriamoci-venezia-parlare-futuro-delleuropa |
Urheber | Comune di Venezia |