Bürgermeister von Venedig unter Druck

Bürgermeister von Venedig unter Druck. Am Morgen des 2. Augusts trat der Bürgermeister von Venedig, Luigi Brugnaro, vor den Stadtrat, um sich gegen die Anschuldigungen der Korruption zu verteidigen, die ihn und einige seiner engsten Mitarbeiter betreffen. Während der Ratssitzung im Ca‘ Collalto in Mestre, zeigte sich Brugnaro entschlossen, im Amt zu bleiben, trotz der wachsenden Proteste und Forderungen nach seinem Rücktritt.

Bürgermeister von Venedig unter Druck

Doch nicht nur im Rathaus hagelt es Rücktrittsforderungen auf den Bürgermeister, auch in Sozialen Netzwerken und unter lautstarken Protesten wird Brugnaro immer wieder zum Rücktritt aufgefordert.

Proteste vor dem Rathaus

Draußen vor dem Rathaus in Mestre versammelten sich Hunderte von Demonstranten, darunter Vertreter von Bürgerkomitees, Vereinen und einfachen Bürgern. Sie forderten lautstark den Rücktritt des Bürgermeisters und skandierten Parolen wie „Dimettiti“ (Tritt zurück) und „Fuori Brugnaro dalla laguna“ (Brugnaro raus aus der Lagune). Mit Plakaten, Transparenten und Pfeifen machten sie ihren Unmut deutlich.

Brugnaro beteuert seine Unschuld

In seiner Ansprache betonte Brugnaro mehrfach seine Unschuld und erklärte, dass er keine Korruption begangen habe. „Ich bin hier aufgrund einer politischen Entscheidung. Es gibt eine Zeit für die Justiz und eine für die Verwaltung der Stadt. Ich habe die Pflicht, im Amt zu bleiben, um das Mandat der Bürger nicht zu verraten und die begonnenen Projekte zu vollenden“, sagte er. Brugnaro zeigte sich schockiert über die Anschuldigungen und beharrte darauf, dass er keinerlei Fehlverhalten begangen habe, insbesondere in Bezug auf die umstrittenen Projekte rund um das Gelände der Pili und den „blind trust“.

Kritik aus den Reihen der Opposition

Vor Brugnaros Rede hatte Giuseppe Saccà, der Vorsitzende der Fraktion der Demokratischen Partei im Stadtrat, den Bürgermeister scharf kritisiert. Er warf Brugnaro vor, sich hinter politischem Taktieren zu verstecken und nannte zahlreiche Beispiele für das Scheitern seiner Verwaltung in den Bereichen Wohnungsbau, Mobilität, Sicherheit, Tourismus und bei der Nutzung der Mittel aus dem Nationalen Aufbau- und Resilienzplan (PNRR). Saccà forderte den sofortigen Rücktritt des Bürgermeisters und eine Auflösung des aktuellen Stadtrats.

Die Vorwürfe gegen Brugnaro und Boraso

Die Ermittlungen betreffen auch den ehemaligen Stadtrat Renato Boraso, der am 16. Juli festgenommen wurde. Brugnaro beteuerte, dass er niemals vermutet habe, dass Boraso in kriminelle Aktivitäten verwickelt sein könnte. In Bezug auf die Abhörprotokolle, die im Rahmen der Ermittlungen veröffentlicht wurden und darauf hindeuten, dass Brugnaro über Borasos Verhalten Bescheid wusste, erklärte der Bürgermeister, er sei „genervt“ gewesen von Borasos ständigen politischen Forderungen und Anfragen. Brugnaro betonte, dass er, hätte er konkrete Informationen über ein Fehlverhalten gehabt, sofort gehandelt hätte.

Internationale Pressestimmen

Inzwischen wird auch in den internationalen Presseberichten umfangreich über die Korruptionsaffäre in Venedig berichtet. Wir als Venedig Magazin haben die ersten deutschsprachigen Artikel über die Ermittlungen veröffentlicht, kurz darauf gab es zaghafte Berichte auch in der internationalen Presse. Nun aber werden die Berichte mehr und der Druck auf Brugnaro steigt. Nun berichten der Spiegel, der Merkur, der ORF und viele mehr.

Interview mit Petra Reski in Venedig

Bereits vor zwei Jahren haben wir in Venedig ein Interview mit Petra Reski geführt. In diesem Interview haben wir bereits damals über die Interessenskonflikte von Brugnaro gesprochen.

Empfehlenswertes Buch

Über dieses Buch haben wir im Interview gesprochen. Es bietet Interessierten viel Hintergrundinformationen zu Venedig, seinem Bürgermeister und dessen Interessenskonflikten.

Fazit

Luigi Brugnaro steht derzeit unter starkem Druck, sowohl durch die laufenden Ermittlungen als auch durch die lautstarken Forderungen der Bürger und der politischen Opposition nach seinem Rücktritt. Trotz der Vorwürfe beharrt er darauf, unschuldig zu sein und sein Amt weiterzuführen, um die begonnenen Projekte abzuschließen. Die Situation bleibt angespannt, während die Ermittlungen fortgesetzt werden und die politische Zukunft Venedigs ungewiss ist.

Bild:

Quellehttps://www.comune.venezia.it/it/content/02122021-incontriamoci-venezia-parlare-futuro-delleuropa
UrheberComune di Venezia

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